Ich find' es manchmal amuesant,
Uns Menschen dabei zuzuschauen,
Wie wir versuchen, eine Wand
Um unsren »weichen Kern« zu bauen.
Der eine nimmt dafuer, was er
So grade findet auf die Schnelle:
Vier Balken Lach-Holz, Schmeichel-Teer,
Blechflicken – fuer die faule Stelle,
'nen grauen Ich-bin-muede-Klotz
Mit einem Anstrich von Manieren,
Zwei Deko-Steine Witz und Trotz,
Viel bunte Pappe zum Verzieren,
Ein Dutzend Naegel Ironie,
Ganz viele Lass-mich-bitte-Steine...
Nur simples Glas benutzt er nie,
Denn Fenster gibt's – natuerlich! – keine.
Der andre feige Architekt
Hat einen Bauplan vor sich liegen,
Und seine Mauer wirkt perfekt:
Stabil, geschmackvoll und gediegen.
Ihr Fundament ist felsenfest.
Darauf in ordentlichen Schichten:
Humor, Verlegenheit, Protest,
Respekt und Ablenkungsgeschichten,
Drei Schichten Steifheit, Phantasie,
Geduld und andre nette Staerken,
Ein Lueftungsloch – mit Jalousie! –
Sehr einfallsreich, muss ich bemerken...
Verputzt ist mit dem guten Ton
Die Aussenseite dieser Mauer,
Doch schau mal: Innen ist Beton,
Der oede, kalte, schimmlig-graue...
Als waere das ihr Lebensziel,
Verstecken beide sich seit Jahren.
Im selbsterschaffenen Exil,
Wie's sich gehoert, Distanz sie wahren
Und denken nicht einmal daran:
Ihr Nachbar weiss sie sehr zu schaetzen
Und, trau'n sie sich an ihn heran,
So wuerde er sie nie verletzen...
2004