Feuervogel

Àíòîí Ìíàöàêàíîâ
an Alexandra R.

Einen Feuervogel, so sagt man, kann man nur in der tiefsten Nacht sehen, wenn weder das Mond, noch die Sterne durch die Wolken scheinen. Nur jemand, der reines Herzens ist, kann es sehen, und auch das selten. Eine Feuervogelfeder ist ein wertvolles Geschenk, denn sie hoert niemals auf, in der Dunkelheit zu leuchten…

Und so stand ich in der Dunkelheit. Und weder das Mond, noch die Sterne brannten in der Nacht. Nur die Irrlichter blinkten um mich herum, matt und giftig. Und es gab keinen Weg zu erkennen in dem Sumpf…

Irrlichter

Irrlichter bluehen wie Mimosen
Im toten Sumpf.
Ich hoer den Schrei nach Aussen stossen.
Und bleibe stumm.

Irrlichter sind so kalt wie Abgrund.
Und ueberall.
Ich fuehl den sanften Wind. Und atme
Zum letzten Mal.

Der Sumpf ist dunkel und so gierig, -
Ein Spinnennetz.
Es fuellt die Lungen und die Nieren.
Es fuellt mein Herz.

Ich fuehle wie die Lichter brennen.
Doch es ist kalt.
Der Weg ist hier nicht zu erkennen.
Es ist vorbei.

Ich hoere wie die Engel singen.
Doch es ist still.
Die Hoffnung sickert durch die Finger.
Und stirbt in mir.

Kein Warten mehr auf einen Segen.
Erstickt im Keim.
Ich hoer so viele Stimmen reden…
Und bin allein.


Doch dann wurde es ploetzlich hell, nur fuer einen Augenblick. Ein goldenes Schatten streifte meine Augen. Und verschwand. Nur die brennenden Federn kreisten in der kalten Luft.


Feuervogel

Und ploetzlich wurde alles anders,
So warm und hell,
Die irren Schatten drehten Walzer
Unendlich schnell.

Ein Feuervogel, sanft wie Brise
Durchbricht die Nacht.
Ich lass’ die mueden Augen schliessen.
Ich bin erwacht.

Die dunklen Schatten bleiben stehen,
Belegt mit Bahn.
Ich komm dem Vogel immer naeher,
So nah ich kann.

Ihr Feuer kann mich nicht verbrennen,
Wie Seide weich.
Durch Flammenmeere fliessen Traenen
Ins ferne Teich.

Ich sehe wie sie blueht im Himmel
Mit stiller Kraft.
Die Nacht wird heller wenn sie flimmert.
Und wenn sie lacht.

Doch sie entweicht im dichten Nebel,
Durchbricht den Kreis.
Der kalte Dunst ist voll mit Federn
So hell und heiss.


Ich versuchte nach dem Schatten zu greifen, doch jedes Mal entweihte es mir. Denn jemand, der nicht rein ist, kann den Feuervogel nicht sehen. Und dann ueberkam mich der Schmerz.

Schmerz

Sonne ist weit.
Hoffnung entweicht
Aus meinen Gliedern.
Strahlend und schoen,
Laechelnd und weich
Strecke mich nieder.

Fluechtiger Blick
Dunkel und reif,
Ferner und ferner.
Auf eisigem Glas
Dein Konterfeis,
Heller als Sterne.

Rein ist die Luft.
Pur ist der Schmerz,
Trocken und bitter.
Letzter Versuch.
Heute und jetzt.
Strecke mich nieder.

Kalt ist die Faust.
Lungen sind Wund.
Keuchen und bellen.
Lass mich nicht raus.
Nicht in den Sturm.
Lass mich nicht gehen.

Nah ist der Rand.
Tiefe ist kuehl,
Heilig die Lieder.
Glanz deiner Haut.
Mein Waterloo.
Strecke mich nieder.

All mein Gefuehl,
Mein verborgenes Reich
Auf deiner Waage.
Es ist nicht viel.
Ich bin nicht rein.
Nicht ueberragend.

Alles, was war,
Alles, was bleibt,
Ist mir zuwider.
Gib mir die Hand.
Oder bahne mein Leid.
Strecke mich nieder.


Doch die Hoffnung, die der Feuervogel erweckte, war staerker als der Schmerz. Also begann ich, meinen Herz und meine Seele zu reinigen, um den Feuervogel finden zu koennen.

Katharsis

Reinig mein Herz. Bringe das Schwert
Tief in die Brust des gebrochenen Steins.
Bahne mein Schmerz tief in den Fels,
Tief in die brennenden Berge hinein.

Bahn’ meine Wut, loesche mein Stolz
Aus meinen Herz und der Seele hinaus.
Mache mich ruhig, mache mich treu,
Mach mich bereit fuer den ewigen Kampf.

Niemals mehr Hass, niemals mehr Neid,
Der die verbotenen Sehnsuechte weckt.
Heil’ meinen Geist. Stehe mir bei
Auf diesem langen und trostlosen Weg.

Gib mir das Licht. Hoffnung und Pflicht
Gib mir hinein in den hoellischen Brand.
Schein der nicht bricht. Helles Gesicht
Von den unendlichen Locken umrahmt.

Und jetzt war das Licht wieder da und blieb. Und ich betrachtete den Feuervogel, und meine Augen schmerzten nicht. Und es war das Bild mit dem ich von nun an einschlief und aufwachte, jeden Morgen. Denn jemand, der seinen Feuervogel sein ganzes Leben lang folgen kann, ueber denn ist die Dunkelheit dieser Welt nicht maechtig. Und er lebt im goldenen Licht.


Im Goldenen Licht

Fuer ein einziges Augenblick,
Fuer des Herzensschlag bruechigen Teil,
Wie ein Kugel in das Genick
Bricht in mich warmes Lichtes Strahl.

Und ich seh’ wie ein Vogel fliegt,
Seine Fluegel so rein und weit.
In der Luft liegt ein altes Lied,
Das die inneren Wunden heilt.

Und ich seh’ wie die Hoffnung stirbt
Und entsteht aus der Asche neu.
Und dein Licht, es war immer hier,
In der dunkelster Nacht verstreut.

Und ich weis, ueber all dem Tod,
Der Verzweiflung und dem Verrat,
Gibt es einen geheimen Ort,
Wo der Schmerz keine Macht mehr hat.

Und im goldenen, freien Licht,
Das die Welt heute nachts bestrahlt
Wird mir klar – es war dein Gesicht
Bei Geburt in’s mein Herz gemalt.