Саул. Монолог

Надия Медведовская
LESJA UKRAINKA

SAUL
(Monolog)
 
„ ...Der Geist des HERRN aber wich von Saul und ein boeser Geist vom HERRN aengstigte ihn. Sooft nun der boese Geist von Gott ueber Saul kam, nahm David die Harfe und spielte darauf mit seiner Hand. So wurde es Saul leichter und es ward besser mit ihm und der boese Geist wich von ihm.  Es begab sich aber, als David zurueckkam vom Sieg ueber die Philister, dass die Frauen aus allen Staedten Israels herausgingen mit Gesang und Reigen dem Koenig Saul entgegen unter Jauchzen, mit Pauken und mit Zimbeln.  Und die Frauen sangen im Reigen und sprachen: Saul hat tausend erschlagen, aber David zehntausend. Und Saul sah David scheel an von dem Tage an und hinfort. ...Am andern Tage kam der boese Geist von Gott ueber Saul und er geriet in Raserei in seinem Hause; David aber spielte auf den Saiten mit seiner Hand, wie er taeglich zu tun pflegte. Und Saul hatte einen Spiess in der Hand  und zueckte den Spiess und dachte: Ich will David an die Wand spiessen. David aber wich ihm zweimal aus...“ (1 Sam. 16, 14, 23; 1 Sam. 18, 6,7,9-11) 

Spiel, Junge, spiel, lass deine Harfe jammern,
Ihr Saiten, weint, wie  Frauen beim Sarge.
Denn selber kann ich mich nicht mehr beweinen,
Es fehlen Traenen. Mag die Harfe schluchzen,
 Damit ich unbeweinet nicht umkomme.
 
Spiel, Junge, spiel! Und mag die Harfenstimme
In meinem Herzen Stimmen uebertoenen,
Prophetische und schonungslose Stimmen...
Denn damit wollt; der Herr Saul bestrafen,
Dass er prophetisch in dem Geiste redet.
Saul kennt keine Angst in harten Schlachten – 
Wer sah denn jemals seine Haende zittern?
Wer sah ihn bleich, vor seinem Feinde weichen?
Nun komm und schau auf mich in diesen Naechten,
Wie schleppt der Koenig muehsam durch Gemaecher,
So dunkel, menschenleer, wie seine Haende
Erheben sich, um seinen Kopf zu bergen,
Verblichen, zitternd, stuerzt er sich zu Boden,
Er weicht vor seinen eigenen Gedanken,
Entsetzt vor eigenen Prophetenworten...

Nicht meine Worte sind – des boesen Geistes,
Der spricht zu mir mit meinem eignen Munde,
Dass ich muss...hoer nur  nicht, mein Junge, spiel,
Lass mich davon nicht wieder prophezeien.   

Spiel, Junge, spiel – und schau nicht so starre.
Zwar seid ihr immer freundlich, schwarze Augen,
Blitzt in der Tiefe etwas feindlich auf...
Wofuer du hasst mich?
Was ich dir getan?
Was schuldet dir Saul, der ist wahnsinnig?

Nein,  schweige, schweige, du sollst jetzt nicht sprechen!
Nicht ich gefragt dich, wieder boeser Geist,
Lass ihn bezaubern, bring ihn zur Stille,
Wo alle Zaubersprueche ganz ohnmaechtig,
Hat die Musik alleine Gotteskraft.
Nicht laut, zaertlich, milde sollst du spielen,
Gib deinem Liede Kraft, wie die des Baechleins,
Das harte Steine still und sanft geschliffen.
Ich habe auch schweren Stein am Herzen –
So mag dein Lied ihn in den Abgrund stuerzen,
Den Abgrund des Vergessens...               

Lieber Junge,
In jener Stunde, wo die feinen Saiten
So suess mit Silberrauschen mich ansprechen,
Da will ich weder den Prophetenstimmen,
Noch deinen starren Feindesblicken glauben.
Wer spielt wie du, der kann doch kaum hassen.
Wofuer denn solltest du den Koenig hassen?
Was scheren mich mein Ruhm und meine Siege – 
Wenn deine Handbewegung staerker wirkt?
Ich wusste nur die Menschen ueberwinden,
Und du hast selber boesen Geist besiegt.
Beneidest du mich etwa um die Krone,
Um dieses Zepter, diesen Purpur?
Junge, Ohn` all dies Spielzeug gluecklicher und besser
Einst war ich als ein armer Hirtenknabe,
Die Vaterherden in den Bergen weidend.
Die breiten Schultern mussten sich nicht kruemmen,
Mein froher Blick durch nichts verfinstert wurde,
Mein Herz und meine Sinne waren damals ganz schlicht –
wer konnte da auf einmal denken,
Saul kommt auch unter die Propheten?

So, spiel so weiter! Lass nun deine Harfe
So leicht und zaertlich summen. Gleich den Gl;ckchen
Von meinen Herden...Gleich den Bergesstroemen...
Ich habe liebes Rauschen vergessen.
Hier im Palast ich hoere andre Toene,
Und in die Berge gehe ich nur zum Kampfe:
Da hoert man kaum frohe Baechlein plaetschern –
All uebertoent das wilde Waffenklirren,               
Posaunen blasen laut...               

Hu, was fuer Laerm? 
Wozu beginnst du mit den Kaempferliedern?
Ich bin es satt, genug! Quael nicht mein Herz!
Ich weiss, wofuer du hasst mich. Du erinnerst
Dich daran, dass ich auch ein Hirte war. 
Und waehrend Schaefer bleibst du, bin ich Koenig
Geworden. Du erinnerst deiner Grosstat,
Wie hast du den Philister selbst erschlagen.
Du bist ein Kind und traegst noch Kinderwaffe!
Du solltest damit einen Spatzen treffen,
So wollt; der Herr – den Goliath getroffen.
Oh, welch ein Blick! Gleich einem Schleudersteine!
Es ist, wofuer du mich so hassen sollst:
Dass ich dich nicht fuer deine Waffe mochte,
 Nur wegen deiner Harfe, dass du selbst
Nicht unfreiwillig bei dem Koenig bleibest,
Denn, spielend vor dem Wahnsinnigen, du
Entflammst dich selbst fuer jenes heilge Feuer.
Du siehst in mir den Feind – und dennoch hast
Mit mir auch Mitleid. So nur durch Musik
Ich habe dich so stark an mich gefesselt.
Ich bin der Koenig nicht nur deines Leibes,
 Auch deiner Seele, du, schwarzaeugig Junge!
Und gegen mich kannst du dich nicht erheben!
Warum  siehst du  mich an so starre wieder?
Dein Blick ist tueckisch, wie das Gift der Schlange.
Mit diesem Gift willst du mich jetzt bekaempfen,               
Vergiften, meinst du?
Nein, so wird nicht sein!
Wo ist mein Speer?
Ich spiess dich an die Wand,               
Du, boese Schlange!..
               
Oh, mein liebes Kind, Ich habe dich getoetet?
Nein, mein Speer Dir nichts geschadet...
Mein gerechter Gott,
Wie bin ich denn ungluecklich und wahnsinnig!
Hey, Knechte, nehmt ihr diesen Saenger hier,
Belohnt und lasst ihn frei nach Hause gehen.
Und nimmer mehr soll er die Harfe spielen! 


Er soll doch spielen, aber hier – nie wieder.
Es sei denn, wird er hier als Koenig thronen.
Adonai! Wofuer du mich bestraftest
Mit jenem boesen Geist – und nun du nimmst mir
Den letzten Trost und meinen letzten Schutz?
Adonai! Mein armes liebes Kind!
Mein zarter Junge! Wo bist du geblieben?
Kann wirklich niemand mir die Rettung bringen?   

18/XI/1900


Оригинал:

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