Адельберт фон Шамиссо. Песня о женской верности

Даниэль Коган
         "Эта сказка стара, затаскана и избита, но именно ее я переложу в этих   
         стихах на свой лад"
         (Ж. де Лафонтен)

 Нашли здесь двое кончину свою:
Полковник геройски погиб в бою,
В своём гробу покоится он,
А тот, кем злодейски был умерщвлён,
    Висит в петле разбойник.

 На страже у виселицы, угрюм,
Ратник, в плену невесёлых дум,
Бранится, от холода мелко дрожит:
Исчезнет тот, кого он сторожит –
    Его тогда повесят.

 В склепе – полковникова вдова,
Над гробом, от горя жива едва,
И клятву дала: не есть, не пить,
Голодной смертью себя уморить,
    А с ней её служанка.

 Служанка шепчет, чуть дыша:
«Клянусь, я с вами умру, госпожа;
Верней меня на свете нет,
Мне сердце велит хранить обет,
    Но очень мучит голод.

 Хозяин был так добр ко мне,
Готова я умереть вполне;
Хозяйка, знаю, не найти
Другого, чтоб мог его превзойти,
    Меня так мучит голод.

 Пусть был ваш муж изрядно стар,
Для вас это был ужасный удар;
Но вы прекрасны и юны,
И счастье ещё узнать должны;
    Меня так мучит голод!»

 Но та не плачет, не кричит,
Застыв в отчаяньи, молчит,
Очей прекрасных свет угас,
Она сидит за часом час,
    Её так мучит голод.

 Снаружи – ветер сбивает с ног;
Там стражник до костей продрог,
Вприпрыжку бродит он вокруг,
Ему б в тепло, и видит вдруг:
    Мерцает свет из склепа.

 Что там за свет? Туда, скорей,
Остановившись у дверей,
Он видит благородных дам:
«Не верю я своим глазам,
    О, что за свет в могиле!»

 Одна из дам, что не кричит,
Застыв в отчаяньи, молчит.
Очей прекрасных свет угас;
Уже давно за часом час
    Её терзает голод.

 Ему служанка: «Дело в том,
О мёртвом мы скорбим вдвоём;
Мы клятву дали не есть, не пить,
Голодной смертью себя уморить,
    И нас так мучит голод.

 Он: «Нет, ваш выбор не хорош,
Ведь мёртвых этим не спасёшь.
Вы так прекрасны и юны,
И радость жизни узнать должны;
    О, как ужасен голод!

 Взгляните на мою еду,
Я больше от вас ничего не жду:
Глядите, хлеб и колбаса,
Вино прозрачней,  чем роса;
    Я ненавижу голод.»

 Он всё кладёт перед собой
И наслаждается едой.
У старшей силы нет совсем:
«Ах, госпожа, кусочек съем,
    Меня терзает голод!»

 Он ей: «Здесь хватит на двоих,
Да что там – даже на троих,
Привык за четверых я есть,
Мне поделиться с вами – честь,
    Помочь унять ваш голод.»

 Кладёт кусок служанка в рот,
Затем ещё один берёт;
Опять на госпожу глядит,
Та без движения сидит,
    Её так мучит голод.

 «Ах, вкус прекрасен, госпожа;
Вас голод режет без ножа,
Не упрекнёт вас ваш супруг,
Коль он из гроба встанет вдруг,
    Ведь вас так мучит голод!»

 Он к ней: «Попробуйте, молю!»
Та: «Клятвы я не преступлю!»
Но не отталкивает. В рот
Кусочек, и ещё берёт,
    Чтоб успокоить голод.

 Пред нею на коленях он:
«Я вашей красотой сражён,
Но будьте всё ж умнее впредь,
Нельзя вам, знайте, умереть;
    Сюда приду я завтра;

 Не брошу здесь вас горевать!»
И, поцелуй успев сорвать,
Спешит на пост, продолжить путь;
Вослед служанка: «Не забудь
    Нас, милый, милый стражник!»

 И, обращаясь к госпоже:
«Ну согласитесь хоть в душе,
Он добр и щедр, отзывчив, мил,
Он от греха нас отвратил,
    Ах, милый, милый стражник.»

 Не говоря ни нет, ни да,
Вдова краснеет от стыда,
Блистают слёзы на глазах,
И вздох её чуть слышен: «Ах,
    Ты милый, милый стражник!»

 Добрался стражник до поста,
И видит, что виселица пуста.
«Убей меня гром! Видать по всему,
В петле этой завтра место займу
    Я, бедный, бедный стражник!»

 Он в ужасе бежит назад:
«Меня повесят, я виноват.»
Узнав, какой он бедой гоним,
Вдова молодая горюет над ним:
    «Ты бедный, милый, стражник!»

 Старуха молвит: «Я рискну,
Помочь отмыть его вину;
Он спас нас, неужель вдвоём
Его от казни не спасём?
    Ах, бедный, милый стражник!

 Мертвец похищен злодейской рукой,
Но есть и у нас почти такой.
Давайте ему своего отдадим,
Коль он ему так необходим,
    Ты милый, милый стражник!

 Немногим глаз столь острый дан,
Чтоб наш разоблачить обман.
За дело взяться нам пора
И всё закончить до утра.
    Ты милый, милый, стражник!»

 И стражник, поднимая труп,
Тяжёлый вздох роняет с губ:
«Полковник! Глубоко скорбя,
Повесить должен я тебя!
    О, добрый мой полковник!»

 Ему вдова:  «Что медлишь тут?
Скорей! Сюда вот-вот придут,
Скорей! Тебе я помогу,
Скорей! Тащи! Я стерегу,
    Ты милый, милый, стражник!»

 Он: «У злодея, погоди,
Был выбит зуб здесь, впереди.»
Она за камнем тянется,
Чтоб выбить зуб у мертвеца:
    Ты милый, милый стражник!

 И крадучись в ночи, одни,
Труп быстро вешают они;
Под ветром кость о кость стучит,
То над долиною звучит
    Песня про женскую верность.


Adelbert von Chamisso

EIN LIED VON DER WEIBERTREUE
                S'il est un conte usé, commun et rebattu,
                C'est celui qu'en ces vers j'accommode à ma guise.
                La Fontaine

Sie haben zwei Tote zur Ruhe gebracht;
Der Hauptmann fiel in rühmlicher Schlacht,
Mit Ehren ward er beigesetzt,
Und der, den jüngst er wacker gehetzt,
Der Räuber hängt am Galgen.

Da hält die Wacht als Schildergast
Ein junger Landsknecht, verdrießlich fast;
Die Nacht ist kalt, er flucht und friert,
Und wird ihm geraubt, der den Galgen ziert,
So muß für ihn er hangen.

Im Grabgewölb bei des Hauptmanns
Leib Verweilt verzweiflungsvoll sein Weib,
Sie hat geschworen in bittrer Not,
Für ihn zu sterben den Hungertod;
Die Amme, zur Gesellschaft.

Die Amme spricht: »Gebieterin,
Ich habe geschworen nach Eurem Sinn;
Beklagt und lobt den sel'gen Herrn,
Da stimm ich mit ein, von Herzen gern,
Doch plagt mich sehr der Hunger.

Er war, so alt er war, gar gut,
Nicht eifersüchtig, von sanftem Mut;
Ach, edle Frau, Ihr findet zwar
Den zweiten nicht, wie der erste war,
Doch plagt mich sehr der Hunger.

Euch war's, es ist mir wohl bewußt,
Ein harter Schlag, ein großer Verlust;
Doch seid Ihr noch schön, doch seid Ihr noch jung,
Und könntet noch haben der Freude genung;
Es plagt mich sehr der Hunger!«

Die Amme so; und stumm beharrt
Die edle Frau im Schmerz erstarrt,
Erloschen scheint der Augen Licht,
Sie klaget nicht, sie weinet nicht,
Es plagt sie sehr der Hunger.

Und draußen bläst der Wind gar scharf;
Der Landsknecht läuft, so weit er darf,
Indem er sich zu erwärmen sucht;
Und wie er läuft, und wie er flucht,
So sieht ein Licht er schimmern.

Von wannen mag der Schimmer sein?
Er schleicht hinzu, er tritt hinein:
»Gegrüßet mir, ihr edle Fraun;
Wie muß ich hier im Grabe schaun
So hoher Schönheit Schimmer!«

So staunend er; und stumm beharrt
Die edle Frau im Schmerz erstarrt,
Erloschen scheint der Augen Licht,
Sie klaget nicht, sie weinet nicht,
Es plagt sie sehr der Hunger.

Die Amme drauf: »Das seht Ihr ja,
Wir trauern um den Toten da;
Wir haben geschworen in bittrer Not,
Für ihn zu sterben den Hungertod,
Es plagt mich sehr der Hunger.«

Drauf er: »Das ist nicht wohlgetan,
Und hilft zu nichts dem toten Mann.
So schön! so jung! ihr seid nicht klug,
Es hat die Welt der Freude genug;
Entsetzlich nagt der Hunger!

Ich sage nur: ihr Frauen sollt
Mich essen sehn, dann tun, was ihr wollt.
Hier hab ich Brot, hier hab ich Wurst,
Hier eine Flasche für den Durst;
Es plagt auch mich der Hunger.«

Und wie er tut, was er gesagt,
Und ihm so wohl das Essen behagt,
Da sinkt der Alten ganz der Mut:
»Ach! edle Frau, das schmeckt so gut!
Und, ach! mich plagt der Hunger!«

Drauf er: »So eßt, ich habe für zwei
Genug, und habe genug für drei,
Ich esse sonst allein für vier;
So eßt und trinkt getrost mit mir;
Das hilft schon für den Hunger.«

Die Amme versucht, auf gutes Glück,
Ein Stückchen erst und dann ein Stück;
Sie sieht der Herrin ins Angesicht;
Sie klaget nicht, sie weinet nicht,
Es plagt sie sehr der Hunger.

»Ach, edle Frau, das schmeckt so gut,
Ihr wißt schon, wie der Hunger tut,
Was hat davon Euer Herr Gemahl?
Es sei genug für dieses Mal,
Entsetzlich nagt der Hunger!«

Er tritt zu ihr: »Versucht es nur.«
Sie aber spricht: »Mein Schwur! mein Schwur!«
Und stößt ihn dennoch nicht zurück,
Sie nimmt ein Stückchen und dann ein Stück,
Das hilft denn für den Hunger.

Er fällt vor ihr auf seine Knie:
»Ich sah ein schöneres Weib noch nie,
Nur sollt Ihr hinfort mir klüger sein.
Nun muß ich gehen, gedenket mein,
Ich komme morgen wieder;

Nichts da von Lebensüberdruß!«
Er spricht's und raubt ihr einen Kuß,
Und stürzt hinaus, er ist schon fort;
Die Alte ruft: »So halt auch Wort,
Du lieber, lieber Landsknecht!«

Und ferner spricht sie zu der Frau:
»Bedenk ich, Herrin, die Sache genau,
Er hat es gar nicht schlecht gemacht,
Und uns auf guten Weg gebracht,
Der liebe, liebe Landsknecht!«

Sie sagt nicht nein, sie sagt nicht ja,
Sie steht betroffen, errötend da,
Gibt ihren Tränen freien Lauf,
Und seufzet leiseratmend auf:
»Du lieber, lieber Landsknecht!«

Der Landsknecht aber verwundert sich sehr,
Er steht vor dem Galgen und der steht leer.
»Blitz Hagel! das war mein Henkersschmaus;
Den Platz da füll ich morgen noch aus!
Ich armer, armer Landsknecht!«

Er läuft zurück: »Nun schafft auch Rat,
Sonst muß ich hangen; ich kam zu spat.«
Sie fragen ihn aus; wie er alles gesagt,
Da weint die edle Frau und klagt:
»Du armer, lieber Landsknecht!«

Die Alte spricht: »Geduld! Geduld!
Ich wasch ihn rein von aller Schuld;
Er hat uns errettet, das wißt Ihr doch,
Versteht mich, Frau, was zaudern wir noch?
Du lieber, lieber Landsknecht!

Man hat ihm seinen Toten geraubt,
Wir haben auch einen, wenn Ihr es erlaubt,
Gebt ihm den Unsern, gebt Euren Schatz,
Der füllt, wie einer, seinen Platz.
Du lieber, lieber Landsknecht!

Und wer betrachtet's scharf genug,
Daß er entdeckte den Betrug?
Frisch angefaßt und schnell ans Werk!
Daß keiner dort den Mangel merk.
Du lieber, lieber Landsknecht!«

Wie er die Hand an den Toten legt,
Da ruft der Landsknecht tief bewegt:
»Mein Hauptmann! was? du bist es fürwahr!
Nun bring ich dich an den Galgen gar!
Du lieber, guter Hauptmann!«

Die Frau versetzt: »Was zauderst du?
Geschwind! sonst kommen noch Leute dazu,
Geschwind! ich helfe, was ich kann,
Geschwind! geschwind! du lieber Mann,
Du lieber, lieber Landsknecht!«

Und er darauf: »Es geht nicht an;
Dem Räuber fehlt ein Vorder-Zahn.«
Da nimmt sie selber einen Stein
Und schlägt den Zahn dem Toten ein:
Du lieber, lieber Landsknecht!

So schleifen hinaus ihn alle drei
Und hängen ihn an den Galgen frei;
Und streift nun der Wind die Heide entlang,
So geben die Knochen gar guten Klang
Zum Lied von der Weibertreue.