Ein Fruehlingstraum - Весенний сон

Нелли Камерер
Es war in einem Klassenraum der Volkshochschule. Irgendwelche Pruefungen standen an. Unbekannte Mitschueler, nur ein bekanntes Gesicht - eine Freundin aus den alten Zeiten - Klassenkameradin aus Kasachstan. Ich durchblaettere Notizen in meiner Handtasche, es ist wichtig, zu wissen, wann die naechste Pruefung stattfindet.
 
"Ich moechte Sie etwas fragen," - hoere ich eine Stimme neben mir, - "koennen wir kurz rausgehen?"
Neben mir steht ein Mann, mit europaeischen Gesichtszuegen, dunkelblondem Haar. Ein Kollege?
"Er sieht nett aus", - kreisen meine Gedanken um diesen Mann. Ich gehe mit nach Draussen.
"Goworisch po-russki?" - frage ich ihn. Er starrt mich an. - "Sprichst du russisch? Nein? Deutsch?" Mir ist es peinlich. Er hat ein leichter Akzent. Hollaender? Seine Stimme ist ruhig, es macht Spass ihm zuzuhoeren.

Wir laufen durch die Strassen der kleiner Stadt, zur Stadtrand, Richtung Wueste. unter den Fuessen ist kein fester Boden mehr, es ist Sand, grauer trockener Boden mit seltenen Wuestenblumen, Stachelstraeuchern und kleinen gruenen Oasen. Wir reden ueber Nichts und Alles.
"Wenn man so durch die Wueste geht", - erzaehle ich, - "kommt man zur einer alter Burg, wo ein Khan hauste."
"Du wolltest mich doch etwas fragen? Um was geht es denn?" - frage ich.
"Ja, das auch", - antwortet er, - "schade, das wir schon zurueck muessen..."
Er schaut mich an, wie ein letztes mal. Ich moechte auch nicht gehen. Muss aber. Zurueck, in die Stadt, in das Leben... Es ist doch nur ein Traum, es ist nicht die Wirklichkeit...

Ich sitze auf einer Bank neben einer Baustelle mit einer junger blonder Frau. Sie beschwert sich ueber ihren Chef.
"Er ist unertraeglich! Staendig hat er schlechte Laune! Du musst unbedingt mit ihm gehen!"
"Er mag mich!" - meine Gedanken kreisen wieder um diesen unbekannten Mann. Ich kenne ihn gar nicht. Und ich habe ihn nicht mehr gesehen.

Neben der Bank, wo wir sitzen, steht ein Baum mit breiten kraeftigen Zweigen. Ich und diese Blonde klettern auf den Baum, wie Kinder, und schauen uns um. Von hier kann ich mein Haus sehen. Es ist auch an der Zeit, nach Hause zu gehen. Aber ich sitze auf einem Baumast und schwebe in meinen Gedanken auf den Wolken. Die Gedanken sind frei. Schoene Gedanken.

Pl;tzlich platzt der Ast unter der Blonde und sie rutscht auf den Boden. Aufprall und Schrei reisen mich aus meinen Gedanken. Hat sie sich was gebrochen? Tut bestimm weh. Traeumen tut gut. Leben tut weh. Ich sehe mich um und suche eine Moeglichkeit unversehrt zurueck auf den Boden zu kommen. Ich habe Angst. Irgendwann bin ich auch auf dem Boden und sehe mich um. Die Blonde ist weg, wahrscheinlich, nach Hause gegangen. Es ist schon spaeht, auch fuer mich Zeit zu gehen.

Ich gehe langsam unsere Strasse entlang, atme die frische Luft ein. Es ist Fruehling, es riecht nach Flieder. Neben der Treppe des Hauses bleib ich stehen, versunken in meinen Gedanken... Jemand packt meine Hand und zerrt mich zur Seite.
"Wir muessen reden!" - hoere ich bekannte Stimme...