Stolz

Ýììà Êëåéí
VORGABEN
Ich gebe mich
nicht mehr
damit zufrieden,
etwas zu sein.
Ich nehme mir vor,
jemand zu sein,
Mensch zu werden.
Ich gebe mich nicht mehr
damit zufrieden,
etwas zu erleben.
Ich nehme mir vor,
mein Leben
zum Leben zu erwecken.
Ich gebe mich nicht mehr
damit zufrieden,
lieb zu sein.
Ich nehme mir vor,
das Leben zu lieben
und die Liebe zu leben.
Der Stachel im Fleisch – oder – wie seelischer Schmerz benutzt werden kann.

Es gibt einen natuerlichen Stolz, der Deinem aufrechten Sein entspringt und diesen wuensche ich Dir von Herzen.

Aber Du magst in Deinem Leben auch schon einer anderen Art von Stolz begegnet sein, einem Stolz, der aeusserst verletzbar ist.
Dieser Stolz ist ein Versuch, eine alte und tiefe seelische Verletzung zu kompensieren. Er aeussert sich vor allem in seiner Kraenkung.
Er basiert auf der Zugehoerigkeit zu einer Familie oder Gruppe und nicht auf dem eigenen Tun und Sein. Er ist die Eintrittskarte zur Zugehoerigkeit, ist notwendig, um einer Ausweisung vorzubeugen. Er fusst auf den Erfolgen oder Leistungen der Familie oder Gruppe.
Innerhalb dieses Menschen basiert er auf nichts, ausser auf seiner Notwendigkeit. Er ist gewisserma;en eine Flucht nach vorn, ein Mittel zum Zweck.

Der Stolz und dessen Kr;nkung sind dazu notwendig, einen anderen Menschen ins Unrecht zu setzen und sich selbst ins Recht, um sich nicht mit eigenen Fehlern konfrontieren zu m;ssen, weil Fehler zu machen lebensbedrohlich waere , da es die Zugehoerigkeit kosten k;nnte.
Dieser Stolz naehrt sich aus dem ;berlebensmuster des Gut- und Richtig-Seins, das nach Anerkennung strebt und nicht in Frage gestellt werden kann.
Er wurzelt in einer fruehen Erfahrung der Zurueckweisung, wegen beispielsweise des „falschen“ Geschlechtes oder einer elterlichen Rivalitaet.
Er soll jede weitere Zur;ckweisung unm;glich machen und Zugeh;rigkeit garantieren.

Jede auch nur leise Kritik (oder was als solche verstanden werden kann) kraenkt diesen Stolz, beruehrt wieder den furchtbaren inneren Schmerz der Ablehnung und des Kampfes um Anerkennung.
Den Anderen zum Kraenkenden, zum Verletzenden zu erklaeren, erlaubt es, diesen ins Unrecht zu setzen und die Gefahr des Fehlers von sich abzuwenden.
Auf diese Weise wird ein (berechtigter) eigener negativer Gefuehlszustand zur Durchsetzung genutzt und jede direkte Auseinandersetzung vermieden.
Konflikte werden nicht ausgetragen sondern ausgesessen bis das Gegen;ber den Zustand nicht mehr ertraegt und nachgibt.
Jedes tiefere Miteinander wird damit auch zu einem Kampf um das Recht und um Zugeh;rigkeit, wobei erwartet wird, dass das Gegenueber sich selbst als zugehoerig erklaert oder bekennt. Dann ist die Welt in Ordnung und die Gefahr gebannt. Der Stolze selbst ist davon abhaengig, dass andere sich ihm zugehoerig erklaeren oder ihn zu sich als zugehaerig erklaeren.

Der Gekraenkte und Verletzte hat immer Recht und der Verletzende Unrecht. Dafuer findet er ueber all Bestaetigung und kann sein eigenes Handeln oder Verhalten darueber rechtfertigen.
Nur ist die Verletzung in diesem Fall sehr alt, geht auf den Lebensanfang zurueck und hat wenig mit dem augenblicklichen Geschehen zu tun.

Wenn Dir so etwas schon begegnet ist, spielst Du den Ergaenzungspart dazu, den Zugehoerigkeit Gewaehrenden. Du wirst ergebnislos um Gleichberechtigung ringen und es nicht ertragen, als der Verletzende benannt zu werden. Deine Sensibilitaet wird Dir wichtig sein und Du m;chtest anderen Gutes tun.
Wer Gutes tut, kann nicht zurueckgewiesen werden.
Du moechtest mit all Deinem guten Willen gesehen werden.

Ihr kaempft also beide mit einer fruehen Erfahrung der Zurueckweisung, nur auf verschiedene Weise. Ihr seid durch eine gleiche Erfahrung miteinander verbunden und ihr findet euch, um sie aufzuloesen.
Es gilt, sich der Erfahrung der Zurueckweisung zu stellen, den Schmerz an seinem Ursprung zu fuehlen.
Und es gilt, seinen Anfang zu betrauern.
Es gilt, die Tatsache anzuerkennen, dass ihr beide nicht als das angenommen wurdet, was ihr seid.

Heute ist es nun an euch, euch selbst als das, was ihr seid anzuerkennen anstatt bestaendig um die Anerkennung eines Anderen zu ringen.
Es liegt an euch, eure tiefe innere Verletzung anzunehmen und wirkliches Mitgefuehl mit euch und dem in seinem Stolz Gekraenkten zu entwickeln.
Nur dieser Weg fuehrt aus dem Wechselspiel von Kraenkung und Verletzt-sein hinaus.