Schwarzwaelder Haus

Àíäðåé Êåëëåð
(Eine wahre Geschichte aus den 1960er Jahren)

Wir wohnen hier im Schwarzwald
Kaese gibt‘s hier und Milch,
Und was betrifft das Fremde,
Sie fragen mich es nicht.

Wo war doch noch der Anfang
Vergessen wir schon bald,
Wo schwimmt die Insel England
Und wo der Archibald.

Wir hab‘n zwar keinen schoenen Strand,
Wahrscheinlich im Umland?
Es gibt doch kein schoeneres Land,
Uns freut sehr dieser Umstand.

Wir sassen abends an dem Tisch,
Wir assen die Wurst und das Brot,
Ins Fenster guckte der Bruder-Hirsch
Und suchte die Hilfe in Not.

Doch, ploetzlich, jemand klopfte an die Tuer
Und zog hastig an der Klingelschnur.
Wer ist da? Ba, der Postmann Fritz,
Immer gut gelaunt und vom Humor spitz.

Liebe Leut‘ - fing er an zu sprechen -
Keiner kann mich je bestechen, 
In meiner Tasche liegen Briefe und Depeschen 
Und keiner wagt sich, im Ernst mich zu verdreschen.

Ihr seid jetzt Gewinner 
Und muesst mir versprechen,
Dass keinesfalls werdet ihr
Jetzt mir widersprechen.

Ihr tretet in einer Woche an
Die Reise nach Paris.
Die Kastanien bietet man feil dort an
Und blueht rund ums Jahr die Iris.

Das klingt ja makaber und unser Mais? 
Das Vieh und die Huehner, das klingt ja mies!
Die Leute, ihr fahrt jetzt gleich nach Paris -
Keinen Widerspruch der Postmann zuließ.

Mein Lieber, setzen Sie sich heran
Und trinken den Apfelmost,
Sie haben Recht, es klingt ja profan,
Aber es gibt noch keinen Frost.

Mein Herz, wir fahren nach Paris,
Atmet der Ehemann aus,   
Er sagt es so getrost   
Und schiebt zur Seite den Schmaus.

La tour Eiffel, Montparnasse und Montmartre.
Notre-Dame, Champs Elisees und Louvre.
Dumas, Balzac und Sartre.
Was stoert unsere Freunde nur?

Was wuenscht man denn noch mehr?
Ein sprudelnder Brunnen des Wissens.
Doch, was stört unsere Freunde so sehr?
Der nagende Wurm des Gewissens.

Er schlich leise, unaufdringlich
In die Tiefen der Seele hinein. 
Es sah aus alles so unverbindlich,
Als waere es in einem Schuetzenverein.

Was sehe ich, die beiden sind
Vom Kummer ueberwaeltigt:
Ihre Reiselust, sie schwand dahin, -
Das Heimweh ungesaettigt.

Der Arzt, er kam vorbei geeilt
Und stellte die Diagnose: 
Es laesst sich hier rein gar nichts tun,
Schon gar nicht mit Hypnose. 

Die Leute muessen schnell nach Haus‘
Umkehren ohne Zoegern,
Es ist keine seltene Krankheit 
Unter den Schwarzwaeldern. 

Es ist Heimweh, ja, Heimatsucht,
Die sie so schwer hat heimgesucht.
 
Mein Herz, wir fahren in den Schwarzwald.
Du siehst dein Heim schon bald.
Auf uns, ja, wartet unser Wald,   
Lass sein den Archibald.   

Wir sind einfache Leute, 
Wir sind in der Provinz, 
Das weiss bei uns fast jeder, 
Hier riecht‘s nach Pfefferminz.