Das Lied von Leo Deutsch

Àíäðåé Êåëëåð
Meine Kinder, passt mal auf -
Ich erzaehl‘ euch eine alte Geschichte.
In jenen Tagen gab‘s Philister zuhauf:
Man las bloss nur Hegel und Fichte.

Der tolle Bakunin - ein schlechter Christ.
Das koennt ihr wohl verstehen.
Er war der erste Anarchist
Und voll mit tollen Ideen.

Er erlebte Paris, London und Nice -
Die kommunistische Union.
Doch woran am meisten hat ihm gefehlt?
Na, klar - an der Weltrevolution.

Die Anarchisten - mit denen war schnell vorbei:
Uns bedraengte das Weltkapital.
Der Plechanov erinnerte uns dabei
An Marx und sein Kapital.

Wir kamen in Freiburg friedlich an -
Die Literatur war natuerlich dabei.
Doch, es stimmte was nicht, es war irgendwas dran:
Die Polizei kam vorbei.

Ich versuchte nun zu fliehen.
Doch es war ja wohl zu spaet.
Ich blieb ruhig, hab nicht geschrien.
Und der Polizist, der war richtig nett.

Im Gefaengnis war gemütlich und trocken:
Ich zog aus entspannt meine Socken.
Doch es war nur ein trueglicher Schein -
Dem Gerichtsprozess lag am Wege ein Stein:

Ich blieb diskret und reserviert -
Die Partei - die blieb mir heil.
Und dafuer wurde ich deportiert
Gen Sibirien - dort war richtig geil.

Ich reiste um die Welt herum,
Mir fehlte am Kleid und Geld.
Doch, ich kuemmerte mich ausschliesslich darum:
Um die Weltrevolution.

Nun, Kinder, ich lebte sehr lange.
Sah Elend und die Pracht.
Ich blieb stets bei der Stange,
Doch nimmt euch dies in Acht:

Ich machte in Freiburg die Station.
Doch, was ich nie gesehen hab‘,
Das war die schöne Weltrevolution.
Dies‘ Erfahrung nehm‘ ich ins Grab.

Nun brach aus Vaterländischer Krieg.
Die Kinder stellten `nen Grabstein auf
Und trugen eine Inschrift darauf:
Ich sah nie `ne Weltrevolution.