Айша и Мохаммед

Надия Медведовская
LESJA UKRAINKA

AISCHA UND MOHAMMED

Dialog

Der Garten im Harem von Mohammed. Aischa sitzt in einer kleinen Gartenlaube und isst Suessigkeiten, sich laessig auf der niedrigen teppichbedeckten Couch zuruecklehnend. Mohammed kommt und setzt sich schweigend zu ihren Fuessen am Rande des Teppichs.

Aischa:
Geliebter, schau auf mich!

Mohammed richtet schweigend seinen Blick vom weiten Raum her auf Aischas Seite.

Schau doch auf mich!

Mohammed:
Ich schaue schon.

Aischa:
Ja, ohne mich zu sehen!
So blickt man auf die Baeume, Steine, Waende,
Auf Balken...weiss ich nicht, worauf noch immer,
Nur aber nicht auf seine Ehefrau,
Nicht auf die Geliebte!

Mohammed:
Ich weiss nicht,
Was willst du, Aischa.

Aischa:
Wirklich, weisst du nicht?!
Ich will von Mohammed geliebet werden!

Mohammed:
Wirst du denn nicht geliebt?

Aischa
(hoert ihm nicht zu):
...Dass er mich liebt,
Nur mich alleine!

Mohammed:
Musst du dir das wuenschen?
Das waere doch, als ob du dir gewuenscht,
Dass Sonne nur fuer dich alleine schiene,
Dass Feuer dir nur diene. Und davon
Bekaemest du doch nicht mehr Licht und Waerme,
Als jetzt, wenn du all Gueter mit den andren
Dir teilen musst. Wenn es so aber waere,
So wuerden viel die anderen entbehren.

Aischa:
So redetest du nicht mit erster Frau,
Das musste Chadidsheh doch nicht anhoeren!

Mohammed
(verwundert):
Wie kannst du es wissen?

Aischa
(schadenfroh):
Ah! ich habs erraten!

Mohammed
(beherrscht seine Verwirrung):
Nun ja, das stimmt, dass ich ihr das nicht sagte,
Und das ist, weil...

Aischa:
Weil du sie staerker liebtest,
Viel mehr als mich, du hattest sie geliebt!

Mohammed
(setzt fort, ihren Ausbruch nicht beachtend):
...und es ist so, weil auch selbst die Sonne
Den ersten Strahl nur einem Menschen schenkt -
Demjenigen, den sie als ersten trifft.

Aischa:
Das ist nicht wahr! Nicht bloss der erste Strahl,
All deine Licht und Waerme ihr gehoerten,
Und mir ein schwacher Abglanz ist geblieben,
So kalt und finster...

Mohammed:
Aischa, schaem dich doch!
Du meinst, zu dir sei kalt ich? Was denn wuerdest
Du sagen, wenn ich dich nur so liebkoste
Wie erste Frau, jene Chadidsheh,
Die du so sehr beneidest?

Aischa:
Ich weiss nicht.
Nur eines sehe ich wohl, dass du mich nie
Geliebt hast so, wie sie, und jetzt auch nicht,
Und wirst mich nie so lieben. So dass ich
In deinem Herzen sie nicht ueberwinde. 

Mohammed:
Es ist nicht gut, die Toten zu beneiden.
Chadidsheh ist gestorben - also, jetzt
Sie kann dir auch nicht schaden.

Aischa:
Oh, wenn nur
Allah so wollte, dass sie nicht gestorben,
Dann koennt' ich sie besiegen!

Mohammed:
Wieso denn?
Ich finde deine Worte voellig sinnlos.

Aischa:
Sag ehrlich mir, wo warst du heute morgen?

Mohammed:
Warum fragst du? Ist es dir nicht egal?

Aischa:
Du warst am Friedhof! Ja, an ihrem Grabe!
Ich hab's nach deinen Augen erraten,
Du kannst mich nicht betruegen!

Mohammed:
Wenn auch so,
Wozu soll ich dich truegen? Ich war dort.
Es ist doch keine Suende, das Gedaechtnis
Derjenigen zu ehren, die auf Erden
War meine Ehefrau?

Aischa:
Ich bin's auch,
Doch zweifle ich daran, dass du so oft
Mein Grab besuchen wirst, wenn ich mal sterbe.

Mohammed:
Versuche nicht Allah. Denn niemand weiss,
Wer von uns beiden frueher geht zum Grabe.
Nur eines ist bekannt - ich bin doch aelter,
Und auch um viele Jahre.

Aischa:
Etwa so,
Wie deine Chadidsheh als du war aelter?

Mohammed:
Ja, ungefaehr.

Aischa:
War sie denn ziemlich alt,
Als ihr geheiratet?

Mohammed
(truebe):
Ich sprach davon schon vielmals,
Du weisst auch selber wohl.

Aischa:
Darf ich nicht fragen?
So seltsam...ist es ihr jetzt nicht egal?
Alt oder jung, schoen oder haesslich war sie,
Als ihr geheiratet...was soll das jetzt,
Wenn es sie in der Welt nicht mehr gibt?

Mohammed:
Aischa,
Sich an dem Tod erfreuen ist schon suendhaft.

Aischa:
Das freut mich nicht...Und sag mir doch die Wahrheit -
War sie ein bisschen schoener in der Jugend,
Oder, als ihr euch traft, dann war sie schon
Dieselbe, die ich im Gedaechtnis habe?

Mohammed:
Was fragst du jetzt darum?

Aischa:
Nun, sage mir,
War ehemals ihre Schoenheit so, wie meine?

Mohammed
(blickt auf Aischa)
Du bist die allerschoenste von den Frauen,
Die jemals in der Welt gelebt nur haben!

Aischa:
Du dachtest immer so?

Mohammed:
Als ich dich sah,
Begriff ich das auf ersten Blick.

Aischa:
Und dann
Verliebtest du dich auch in mich?

Mohammed:
Natuerlich,
Das war die Liebe auf den ersten Blick!

Aischa:
Warum dann warbst du nicht sofort um mich?
Auch ich sogleich zu dir die Liebe spuerte.

Mohammed schweigt.

Weil Chadidsheh noch lebte!.. Sag mir doch,
Warum bei ihr nahmst du dir keine zweite?
Weil sie so reich und namhaft war - deswegen?

Mohammed:
In jener Zeit war ich schon selber reich.
Und denke nicht, dass sie meine Zuneigung
Fuer Geld erwarb.

Aischa:
Oh, moechte ich so denken!
Die Toten aber liebt man nicht fuer's Geld.
Du lebtest doch drei Jahre lang alleine,
Nachdem die erste Frau starb, und dann
Nahmst du dir ausser mir zehn Nebenfrauen...
Wie ist es moeglich? Wie kann man so lieben
Die alte, haessliche, gar tote Frau?
Und dabei so missachten eine junge,
Lebendige, verliebte, holde, schoene?


Mohammed:
Quael dich doch nicht mit solchen Fragen, Liebchen.
Es gibt Geheimnisse bei Gott - sie zu wissen
Wir wagen nicht.

Aischa:
Nein, sag mir! Ich will's wissen.

Mohammed
Wenn ich das selber wuesste!
(nachdenklich)
Wie du sprachst:
"Die Alte, haessliche"...In meinen Augen
Schien sie auch weder schoen noch jung zu sein.
Ich kann doch nicht verleugnen das zu sehen,
Denn alle Falten auf ihrer Stirn
Ich hatte schon gezaehlt...An ihre Jahren
Erinnerten mich damals schon die Nachbarn...
Sie hatte aber etwas...etwas Ewiges...
Auch jetzt scheint mir, dass es lebendig bleibt,
Und schaut auf mich durch dunkles Grab hindurch,
Und spricht zu mir mit der geheimen Stimme,
Und alles hoert, was spreche ich und denke...

Aischa:
Und findest du das Ewige in mir?
Ja oder nein? Sag mir!

Mohammed schweigt.

Warum denn schweigst du?

Mohammed steht schweigend auf und geht aus der Laube weg. Aischa faellt auf den Teppich und schluchzt in ohnmaechtiger Wut.

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