Das Schicksal

Владимир Лоскан
 Ich habe dich gesucht, ich konnte nicht wissen, dass du nicht zu Hause warst. Es war schon ziemlich sp;t, du hattest damals kein Telefon und ich konnte dir vorerst kein Bescheid sagen. Es war einen sch;nen Tag, oder genau zu sagen sch;nen Abend, aber dieser Abend war anders als alle anderen, es h;tte an diesem Abend ein Party stattgefunden, weil es der Tag deiner Geburt war. So lange du nicht da warst, entschloss ich mich in die Stadt zu gehen. Ich dachte mir "Wenn ich wieder zur;ck komme, wirst du schon auf mich warten." Ich habe Kerzen gekauft und bevor ich weg ging, habe ich die mit einer kleinen Geburtstagskarte in deinen Briefkasten eingeworfen.
 Also, ich ging weg un schaute mir alles was ich nur sehen konnte genau an. Auf einmal habe ich gemerkt, dass es um mich herum sehr nebelig geworden ist und ich konnte ganze Weile nichts mehr sehen, dann pl;tzlich als ob jemand gezaubert h;tte, sah ich dich.
 Mich konntest du nicht sehen. Ich war durchsichtig, ich war sehr leicht, ich sp;rte meine Beine nicht mehr. Ich habe mich umgeschaut und merkte, dass ich gar keine Beine mehr besa;. Ich schwebte. Meine neue Verformung war keine Gestalt, ich war n;mlich ein gro;es Tropfen. Ich flog ;ber die Stadt und mich hat nichts mehr interessiert. Ich war jenseits von gut und b;se ich war einfach ich selbst. Es fing an zu regnen.
Ich sah dich wieder. Du warst wie immer sch;n, meine perfekte H;lfte, die ich so geliebt habe, so wie du warst. Ich erinnerte mich kurz an unseren Oktober, an die Zeit das wir zusammen verbracht haben. Du warst damals sehr gl;cklich und ich war es auch mit dir.
Ich wei; es nicht mehr, wie lange mein Flug gedauert hat, aber ich konnte jede Kleinigkeit und auch jede so unwichtige Ver;nderung an dir genau erkennen und betrachten. Es war so, als ob ich in einer Zeitlupe war. Ich merkte, dass du meinen Ring immer noch an dem linken Mittelfinger trugst. Du warst nicht allein, dein Begleiter stand ein bisschen weiter in der dunklen Seite der Stra;e und ging ins Treppenhaus, du hast den Schl;ssel aus dem Schl;sselloch herausgezogen. Ich sah nichts mehr, es ist dunkel um mich geworden.
Ich lag bereits am Boden und B;rgersteig verbarg dich von meinem Blick. Ich schrie und niemand h;rte. Ein Schmerz durchbohrte meine neue ungew;hnliche Gestallt, ich sp;rte es in jeder Rundung meiner Existenz, ein zwanzig-tonner LKW fuhr ;ber mich. Ich war zerstreut. Ich war gar nicht mehr ich, mich gab es nicht mehr, nur Spritzer beeilten sich in deiner Richtung. Du warst sehr sauer, aber in diesem Moment war ich wieder unheimlich gl;cklich, weil ich mich an deinen K;rper fest pressen konnte. Ich war mit dir verschmolzen genau so wie fr;her. Mich gab es nicht mehr.

November 1994