Die Jahre fliehen

Анна Бовель
Von Natalie W. an die Mutter

Die Zeit, die geht, die Jahre fliehen,
Die Kindheit ist schon längst vorbei,
Als wär es alles nur geliehen
Auf kurze Zeit, und fiel entzwei.

Und nun steh ich vor dir im Weißen
Mit meinem Bräutigam, Andre.
Dein Herz soll nicht vom Schmerz zerreißen,
Ich bin jetzt glücklicher, denn je.

Der Abschied, der ist immer schmerzlich,
Doch nichts zu machen, ich muss geh'n.
Ich will dir danken, Mama, herzlich,
Du konntest immer mich versteh'n.

Du hast mit mir gelacht, getrauert,
Mich unterstützt tagein, tagaus.
Das hatte lange so gedauert,
Ich lernte immer was daraus.

Du hast mir beigebracht, zu lieben
Wie meinen Nächsten, so den Feind.
Das war durchaus nicht übertrieben,
Drum bin ich jetzt in der Gemeind.

Du hast gearbeitet, gewaschen,
Gesorgt, gebügelt und gekocht.
Du konntest uns auch überraschen,
Denn du hast uns so sehr gemocht.

Wir sassen abends oft am Tische
Und sangen Lieder, tranken Tee.
Wir alle drei in Jugendfrische
Und frei bis auf den letzten Zeh.

Auch in der Zukunft soll 's so bleiben,
Wie es bis jetzt auch immer war.
Drum, Mama: ich und du, wir beiden
Verstanden uns doch wunderbar.

Als beste Freundin warst du immer,
Das war so schön für mich, so gut.
Nichts soll uns scheiden, nie und nimmer,
Als nur der Tod in seiner Wut.

Der Herr belohne dich für alles,
Was du getan hast schon für mich.
Vergiss mich bitte keines Falles,
Und lass mich bitte nicht im Stich.

Ich denke oft an deine Liebe,
Die du mir schenktest jeden tag.
Du machtest vieles mir zuliebe,
Das macht nicht jeder heutzutag'.

Oft knietest du vor meinem Bette
Und flehtest heiß zu Gott für mich,
Dass Gott mich schätze und errette,
Und Gott erhörte, Mama, dich.

Und weißt du noch, wie mir die Zahlen
Hat Papa damals beigebracht?
Er brachte mir auch bei das Malen;
Er hat gespielt mit uns, gelacht.

Das alles werd' ich nie vergessen,
Oh, meine Kindheit war so schön!
Das Glück kann man mit nichts ermessen,
Und das Gefühl ist wunderschön.

Ich wünsche mir vom ganzen Herzen,
Dass Gott auch Papa einstmals heilt.
Sein Zustand macht mir immer Schmerzen.
Oh, dass auch er zu Gott einst eilt.

Dass Gott ihn weiterhin soll leiten,
Dass alles Alte soll vergehen,
Dann wären wir für alle Zeiten
Auch als Familie angesehen.

Vergib mir, Mama, wenn ich deine
Gefühle habe mal verletzt,
Und du deswegen musstest weinen,
Und dich mit Tränen hast benetzt.

Es tut mir leid, verzeih mir bitte,
Dass ich auch ungehorsam war,
Doch Gott war stets in unsrer Mitte
Und du warst immer ansprechbar.

Jetzt bitten wir um deinen Segen
Für uns in diesem Erdental,
Auf allen unsren Lebenswegen,
Für alle Jahre, überall.

Ihr, Schwiegereltern, nehmt mich bitte,
Wie eure eigne Tochter an,
Dass ich stets bleib in eurer Mitte,
Wie euer Sohn, mein Ehemann.

Gemeinsam wollen wir stets tragen,
Was kommt, ob Freude oder Leid.
Und haben wir vielleicht mal Fragen,
Dann kommen wir zu euch zu Zweit.

Auch euren Segen jetzt erbitten,
Ihr, Schwiegereltern, möchte ich.
Und wenn es kommt zum Babysitten,
Dann lasst uns bitte nicht im Stich.

Ich will, dass wir uns gut verstehen
Solange wir auf Erden sind
Und zueinander immer gehen,
Ihr stets als Eltern, ich als Kind.

Nun segne Gott mit Seinem Segen
Uns alle, die wir hier nun stehen
Auf allen unsren Lebenswegen,
Dass wir uns immer gerne sehen.

September 2007