Die Zeit! Die Zeit vergeht wie Nebel

Анна Бовель
Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt,
so sind's achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint,
ist doch nur vergebliche Mühe; denn es führet schnell dahin,
als flögen wir davon. Psalm 90:10 (Luther 1984)

Wir wissen nun, dass unser Leben
Besteht aus Kommen und aus Gehen,
Aus nähmen und aus abzugeben,
Aus stolpern und aus wieder stehen.

Nicht immer, wie wir es schon wissen,
Läuft s Leben wie wir es geplant.
Mal ist es wie auf Federkissen,
Mal schmerzlich, wie man nicht geahnt.

Der Flug hinauf bis zu den Sternen,
Wie auch der Fall bis in die Kluft -
Aus allem muss man etwas lernen,
Doch oftmals fehlt uns gar die Luft.

Und stummer Schrei aus Seelentiefe
Raubt uns nicht selten Mut und Kraft.
Dann holt man raus die alten Briefe,
Vergilbt, aus der Gefangenschaft.

Und wieder, wie vor vielen Jahren,
Ist plötzlich wach, was einst entschlief:
Wie glücklich wir doch damals waren!
Wie ist der stumpfe Schmerz noch tief!

Die Zeit! Die Zeit vergeht wie Nebel,
Um sind nun achtundachtzig Jahr!
Verschleiß erlitten alle Hebel,
Bei manchen heißt es: unbrauchbar!

Wir wissen ja, dass unser Leben
Besteht aus kommen und aus gehen,
Aus nähmen und aus abzugeben,
Und auch aus nie-mehr -wiedersehen.

So ist nun dieser Lauf der Dinge,
Doch Gott allein weiß Tag und Stund`,
Für wen und wann Sein Ruf erklinge.
Der Reihe nach? Gott weiß den Grund.

Noch sind s vielleicht zwei-drei-fünf Jahre,
Vielleicht auch mehr, Gott trage Sie
Tagein, tagaus, bis hin zur Bare.
Auch dort verlasse Er Sie nie.

Ich werde Sie bestimmt vermissen,
Ich bin mir sicher, Sie mich - auch.
Rein bleibe trotzdem das Gewissen,
Die Traurigkeit vergeht wie Rauch.

August 2014