Der Uhu ueber Berlin

Владимир Микушевич
Berlin ist sproede,
strahlig und stramm;
doch tanzt in der Oede
das Gottelamm,

Ein Tanz ohne Schinder
und ohne Gier;
so tanzen die Kinder
und das Getier.

Es gibt keine Mauer,
doch ist sie nicht weit;
sie ist der Schauer
der Einsamkeit.

Ich fliege ins Freie
ueber Berlin;
ich, Uhu, schreie:
dahin! dahin!

Die blaue Beule,
der Himmel spuert:
ich hab’ die Eule
von Pallas verfuehrt.

Mich hat die Liebe
selig gequaelt,
und im Getriebe
verrueckt ist die Welt.

In ihrem Kreise
ist Pallas blind,
durhaus nicht weise,
ein Waisenkind.

An dieser Stufe
Herrscht Widersinn;
ich fliege, ich rufe
dahin! dahin!

So wir uebersteigen
den daemlichen Damm
im froehlichen Reigen
mit Gotteslamm.

6.03.1995.