Vielleicht doch Dornroeschen?

Ýëèíà Ðèáåëü
Diese Woche feiere ich meine Ueberstunden ab. Es waere wirklich so schoen, wenn ich ganz bisschen Zeit fuer mich allein nehmen koennte, um ruhig zu lesen, zu schreiben oder mich zu entspannen, oder ohne Begleitung spazieren zu gehen. Das ist nur ein Traum, aber Realitaet ist immer ganz anders. Diese Woche bin ich nicht allein zu Hause, weil meine Maenner bei mir sind – mein Mann und mein Sohn. Sie sind beide im Homeoffice. Der Sohn ist dann in seinem Zimmer, aber mein Mann im Wohnzimmer, weil er Raucher ist und jede viertel Stunde auf die Terrasse raus geht, um eine Zigarette zu rauchen. Was werde ich diese Woche machen, wenn ich so viel Zeit habe? Waehrend Corona-Zeit kann man leider nicht Besonderes realisieren, wie zum Beispiel Ausfluege planen. 
Heute ist Montag.
-Heute bin ich Aschenputtel – erkundige ich bei meinen Maennern in der Kueche.
-Vielleicht lieber Dornroeschen?
-Nein, heute habe ich mich fuer Aschenputtel entschieden antworte ich laut. Kurz nach dem Fruehstueck fange ich meine Arbeit an. Ich raeume das Geschirr auf, reinige den Backofen, wische den Fu;boden im Haus, putze die Toiletten und das Badezimmer. Von ueberall hoere ich – Bitte leise! Ich arbeite!Waehrend ich zu Hause putze, koche ich Gulasch aus Rindfleisch fuer meine beiden Maenner, die heute so viel arbeiten muessen. Am Abend lasse ich mich ins Bett fallen, ohne ein Schlafmittel einnehmen zu muessen. Wofuer brauche ich es eigentlich?
Dienstag.
-Heute bin ich Schneewittchen!–ueberzeuge ich meine Maenner mit einem
Fruehstueck.
-Mama, vielleicht doch Dornroeschen?
-Nein, ich habe heute viel zu Tun – antworte ich, bevor sie sich in ihr Homeoffice stuerzen. Ich koche eine Huehner-bruehe aus dem dicken alten Huhn, das ich bei dem Bauern gekauft habe. Waehrend ich die Suppe koche, schaele ich Kartoffeln zum Anbraten. Bevor ich die geschaelten Kartoffeln anbrate, schiebe ich die zum Backen bereite befuellte Kuchenform in den Backofen hinein. Nachdem die Kartoffeln und der Kuchen fertig sind, brate ich Frikadellen aus gemischtem Hack-Fleisch. Zum Abend stelle ich noch Gemuese zum Anduensten in den Backofen hinein. Kurz nach sieben gehe ich ins Bett total kaputt, ohne „Gute Nacht“ zu sagen.
Mittwoch.
-Heute bin ich Daeumeline vor der Hochzeit.
-Ueberleg mal doch, vielleicht lieber Dornroeschen? – fragt mein Mann mich.
-Nein, ich habe etwas vor, - murmele ich zu mir selbst. Ich bin heute ganzen Tag im Keller. Heute bin ich dazu bereit, etwas Schoenes fuer meine beiden Enkelkinder zu naehen. Ich wuerde gerne zwei Sweatshirts naehen. Stoffe habe ich genug, die in den Naehkisten verstecket liegen. Ich messe Aermellaenge, Oberweite, Laenge und Halsweite meiner beiden Enkelkinder ab. Danach schneide ich das Muster aus dem Papier aus und lege es auf den Stoff, um es mit Nadeln zu befestigen. Keiner hoert oben, was ich tu. Bis zum Schlafen naehe ich neue Sachen fuer die Enkelkinder. Bevor ich ins Bett gehe, faellt mir ploetzlich auf, wie es leise zu Hause ist. Auf der Uhr ist es jetzt viertel vor zwei nachts. Ich gehe muede ins Bett, aber sehr zufrieden. Ich habe heute viel geschafft. Zwei Sweatshirts lasse ich bis morgen auf dem Stuhl liegen.
Heute ist Donnerstag.
-Ich bin heute Mary Poppins! – rufe ich laut aus der Kueche, bevor meine beiden Maenner aus dem Bett rausfallen. Nach einer halben Stunde kommen die Enkelkinder bei uns an. Die Schule faellt heute aus, deswegen bleiben sie bis zum Abend hier, bis sie von ihren Eltern abgeholt werden. Ich kuemmere mich heute um die Enkelkinder. Wir kochen zusammen Spaghetti mit Tomatensauce und backen einen Kuchen mit Kirschfuellung. Der Kuchen ist zwar klein, aber sehr lecker. Nachdem das Essen fertig ist, gehen wir zu dritt in den Keller, um zu spielen. Wir drehen die Musik so laut auf, um Karaoke singen zu koennen. Im Keller gibt es viele Theaterkostueme, deshalb bauen wir eine Buehne aus dem Bett und fangen an, ein Theaterstueck zu machen. Obwohl die Kinder weiter spielen wollen, gehen wir alle nach oben, das Mittagessen essen, das wir zusammen gekocht haben. Nach dem Essen spielen wir „Memory“ und „Wer bist du?“ Unsere Spiele dauern so lang, bis die Enkelkinder abgeholt werden. Mit starken Kopfschmerzen krabbele ich zu meinem Bett. Endlich schlafen!
Freitag.
-Wer bist du heute, Mama? – fragt mein Sohn mich.
-Ich bin heute Lady Back! – deklamiere ich meinen Maennern so theatralisch – Meine Eltern haben mich angerufen. Sie brauchen meine Hilfe. Ich bin bereit, heute die ganze Welt zu retten! Kuemmert ihr euch bitte um das Essen!
Zuerst unterstuetze ich meinen Papa beim Arzt, danach begleite ich Mama zu ihrem Arzt. Im Wartezimmer warten wir voraussichtlich ein paar Stunden, bis meine Mama zum Arzt gerufen wird. Nach 4,5 Stunden haben wir endlich frei. Ich muss zum Einkaufen fuer meine Eltern. Ich fahre zum LIDL, weil es dort nur eine bestimmte Brotsorte gibt. Spaeter fahre ich zum ALDI, weil es dort nur eine bestimmte Milchsorte gibt. Danach fahre ich zum EDEKA nach Rockenberg, weil es dort nur eine bestimmte Fleischsorte gibt. Gott sei Dank! Der Tag ist schon fast vorbei.
Samstag.
-Ich bin heute Lumiere! – berichte ich meine beiden Maennern, - Er ist die hoefliche und gastfreundliche Person aus „Die Schoene und das Biest“. Wacht auf, ihr lieben Schlafmuetzen! Meiner Meinung nach, ist das Fruehstueck die wichtigste und schoenste Mahlzeit, deswegen versammelt sich unsere Familie jeden Samstag bei uns zu Hause zum Fruehstueck und bleibt meistens bis zum Abendessen da. Das ist unsere Tradition. Zum Fruehstueck bereite ich sowohl Omelett mit gebratenem Bacon, als auch gekochte Wuerstchen mit Schinken vor. Danach serviere ich auf dem Tisch: ein selbstgebackenes Brot, nahrhaftes Muesli, frische Eier, leckere Marmelade, weichen Kaese, reichhaltige Milch und frischgepressten Orangensaft. Alle trinken gerne entweder Kaffee oder Tee. Nach dem Fruehstueck bleibe ich in der Kueche, um das Mittagsessen zu vorbereiten. Ich koche das Essen, waehrend ich mit meiner Familie unterhalte. Wir spielen Karten, nach einer Weile schauen wir uns einen Film an. Als Dessert gibt es heute Weintrauben, Gebaeck mit heisser Schokolade und einer Kugel Vanilleeis. Da fast schon Abend ist, stehen alle im Flur bereit, um satt und zufrieden nach Hause zu fahren.
Ich bin fix und fertig. Wie kann ich mich schnell ins Bett bringen lassen? Gibt es keine Kutsche dafuer? Im Bett liegend, blicke ich auf die ganze Woche zurueck, die schon fast rum ist. Gott sei Dank, am Montag muss ich zur Arbeit und morgen kann ich endlich Dornroeschen werden, wenn nichts schieflaeuft.