Mascha Kaleko

Н.Н.: литературный дневник

Auto(r)biografisches


"Ich war ein kluges Embryo,
Ich wollte nicht auf die Welt.


Nach zehn Monaten erst und
Vollen zehn Tagen
Erbarmte ich mich der jammernden Mutter
Und suchte den Weg ins Unfreie.


Nicht weniger als hundertachtzig Stunden
- So hat"s die Gro;mutter seufzend berichtet -
Stand unser Haus im Zeichen des Todes.


Ich habe mich spaeter manchmal gefragt,
Wie Freud aus Wien das wohl beurteilt haette
Oder Professor Jung an der Limmat.


Genug, an einem Junimorgen,
Im Monat der Rosen, im Zeichen der "Zwillinge",
Bei Glockengelaeut um fuenf Uhr frueh
Gab ich zoegernd den Widerstand auf
Und verliess mein provisorisches Domizil.


Ein Fremdling bin ich damals schon gewesen,
Ein Vaterkind, der Ferne zugetan,
Den Zugvoegeln und den Sternen.


Auf einem Kinderbildnis
Reisse ich mich wild mit weitgereckten Schwingen
Aus den Armen der Amme.


Frueh schon gefiel mir das Anderswo.
Mit knapp fuenf Jahren lief ich endlich fort.
Man hat mich aber immer eingefangen.
Leider.


Nein, es hat mir gleich nicht gefallen
Hier unten."


(Kaleko, Traeume)



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